Die Zeit ist der natürliche Feind eines Kunstwerkes. Denn die Vielzahl an Materialien und Werkstoffen, aus denen es besteht, reagiert auf äußere Einflüsse durch Licht und Luft, Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Staub und andere ungünstige Umgebungsbedingungen. Die Reaktionen können ganz unterschiedlich sein und nicht nur optisch stören, sondern im schlimmsten Fall das ganze Kunstwerk gefährden. Davon abgesehen wird wenn die Physis eines Kunstwerkes altert, auch die künstlerische Idee allmählich von Patina und Alterungsspuren überdeckt. Bisweilen passiert es auch, dass ein Kunstwerk durch ein Missgeschick, ein Unglück oder unsachgemäße Behandlung zu Schaden kommt und womöglich Risse, Löcher oder Druckstellen entstehen.
Ziel meiner Arbeit als Restauratorin ist, Schadensphänomene zu analysieren und zu beheben, die original vorhandene Substanz eines Werkes zu konservieren und so den ursprünglichen Ausdruck, den der Künstler beabsichtigt hat, wieder in den Vordergrund zu rücken.
Dabei arbeite ich nach aktuellem wissenschaftlichem Standard und folge der Maxime, dass die künstlerische Absicht im Zweifel Vorrang hat vor restauratorischen Eingriffen und unbedingt respektiert werden muss.
Durch meine Erfahrung bei der Arbeit an Kunstwerken hochrangiger Bedeutung, z.B. im Rijksmuseum, Amsterdam oder im Bodemuseum und der Alten Nationalgalerie, beide Berlin, ist diese Arbeitsweise für mich selbstverständlich geworden – natürlich auch dann, wenn es nicht um Museumskunst geht.
Ein solch sensibles Vorgehen dient nicht nur der Ästhetik: Neben dem ideellen Wert, den ein Kunstwerk für seinen Besitzer hat, gibt es auch einen objektiven, der sich in Zahlen ausdrücken lässt. Und dieser ist ganz wesentlich vom Zustand des Werkes abhängig.